Inninger sorgen sich wegen Füchsen

2023-02-22 17:18:20 By : Ms. Lily Tan

In Inning leben offenbar mehrere Fuchs-Familien – das merken die Inninger nicht nur an gestohlenen Schuhen, sondern sie beobachten die Tiere auch häufig in Gärten. Gegenmaßnahmen sind schwierig, diskutiert wird über einen Zaun um den Spielplatz an der Moosstraße.

Inning – Füchse fühlen sich in Inning zu Hause. Seit Jahren. In diesem Jahr sind sie aber frech geworden und haben vielen Inningern Schuhe aus dem Garten gestohlen. Ein Familienverband hat sich offenbar auf dem verlassenen alten Schauer-Hof eingenistet. Grünen-Gemeinderätin Barbara Wanzke, die mit ihrem Mann „Schreibwaren Schroeren“ betreibt, wird von ihren Kunden immer wieder darauf angesprochen. In der Sitzung des Inninger Bauausschusses am Dienstag machte sie sich deshalb weniger Sorgen um die Schuhe ihrer Mitbürger, dafür um die Gesundheit der Kinder. Im Hinterkopf hatte auch sie wohl, dass die Befallsrate von Füchsen mit dem Fuchsbandwurm zur Jahrtausendwende bei 50 Prozent lag. Deshalb fragte Wanzke, ob der Spielplatz an der Moosstraße nicht besser eingezäunt werden sollte und trat damit ein Thema los.

„Jeden Tag ist einer bei uns“, sagte Vizebürgermeister Monika Schüßler-Kafka (FW), die am anderen Ende von Inning wohnt. Auch Bürgermeister Walter Bliemaier war das Thema bekannt. Und Johann Böck, der als Zuhörer in der Sitzung war und im Anschluss erzählte, dass auch er schon Füchse im Garten hatte. An Weihnachten war das. „Das scherte den gar nicht, als das Licht auf der Terrasse anging. Der war neugierig und schaute zum Fenster rein.“

Füchse gibt es im Ort überall, weiß Lukas Welzmüller aus Inning. Er ist Jäger, hat sein Revier zwar außerhalb der Gemeinde, dafür aber Hühner im Garten. 19 waren es mal, aktuell sind es noch drei. „Wenn so auffällig viele auf einmal verschwinden, deutet das schon sehr auf einen Fuchs hin“, sagt er. Die Fuchs-Population sei extrem hoch. Wegen Räude und Fuchsbandwurm sei das nicht ungefährlich, auch für Hunde und Katzen, die Milben und Wurmeier übertragen oder selbst erkranken können. „Ich hatte deshalb auch schon vor Corona Schutzmaske und Handschuhe im Auto“, erklärt Welzmüller.

Im Landkreis Starnberg wurden von 2005 bis 2014 Füchse über Köder gegen den Fuchsbandwurm geimpft. Unter der Leitung von Dr. Andreas König, Wildbiologe an der TU Weihenstephan, wurden über fast allen Gemeinden Köder aus der Luft abgeworfen, weil die Befallszahlen mit Fuchsbandwurm damals 50 Prozent der Tiere betrafen. Bemerkenswert: Inning beteiligte sich nicht an dem Projekt, das schließlich abgebrochen wurde, nachdem sich kein Hersteller mehr fand, der Köder lieferte. Darum hat König auch keine aktuellen Zahlen, „aber man kann davon ausgehen, dass die Befallsrate so hoch ist wie vor dem Projekt“, sagt er. Jeder zweite Fuchs dürfte den Fuchsbandwurm ins sich tragen.

Genau diese Befürchtung hat Barbara Wanzke, weshalb sie darum bat, die Kinderspielplätze einzuzäunen. Da Füchse sich ihren Bau selbst graben, sind sie aber unter Umständen schnell unter einem Zaun durch. Bürgermeister Bleimaier regte deshalb eher eine Tier-Entnahme an – also Füchse einzufangen. „Das darf aber nur ein Jäger, und auch nur mit Lebendfalle“, wusste er und versprach, sich zu erkundigen, wie man am besten vorgehen könnte.

Für Lukas Welzmüller wäre es lediglich eine Problemverschiebung, die Füchse im Ort einzufangen und wieder in den Wald zu bringen. Und nicht nur für ihn. Auch Andreas König sieht darin keinen Sinn: „Dann freuen sich die anderen, die dann da einziehen.“ Der Wildbiologe ist sicher, dass in den Ortschaften viel mehr Füchse sind als gesehen werden.

König hat Zahlen parat. Eine Gefahr durch Fuchsbandwurm-Infektionen sei dann nicht mehr erwartbar, wenn ein Fuchs auf vier Quadratkilometern lebt. Gesehen wurden in Inning allein von den Teilnehmern der Sitzung schon drei Fuchs-Familien mit durchschnittlich acht Tieren. König vermutet sogar bis zu 30 pro Quadratkilometer. In den Ortschaften finden sie einen gedeckten Tisch. Obst in den Gärten, auch Katzenfutter oder Mäuse. Die Schuhe dagegen sind nur Spielzeug. Wenn die Inninger Glück haben, können sie gestohlene Exemplare an der Moosstraße wieder abholen. „Im Sommer waren das 30 Stück“, sagt Johann Böck und muss lachen bei der Erinnerung an das Bild. Aktuell hängen noch zwei Schuhe dort am Zaun.

Andreas König rät dazu, alltägliche Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten – wie Hände waschen, wenn man Obst, Gras oder Heu angefasst hat. Kinder sollten aufgeklärt werden. Auch Hunde können Überträger sein, wenn sie Eier im Fell haben. „Haustiere sollte man regelmäßig sauber machen“, sagt er. Und die Idee mit dem Zaun ist vielleicht besser als nichts.