Fischsterben in der Oder: Hinweise auf Giftstoffe im Wasser gefunden - [GEO]

2023-02-22 17:47:43 By : Mr. Lane Cao

Es sind beunruhigende Bilder: Viele tote Fische treiben an den Ufern der Oder an der Wasseroberfläche. Tausende Tiere sind bereits im Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses verendet. Nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums haben sich nun erste Anzeichen auf einen hochgiftigen Stoff ergeben. Zu dem Fischsterben ermittelt nun auch das Landeskriminalamt (LKA). Behörden werteten Proben aus.

Wasserproben liefern Hinweise auf eine massive Belastung mit Quecksilber. Ursache könnte ein Chemieunfall in einer polnischen Industrieanlage gewesen sein. "Seit gestern Abend gibt es die ersten Ergebnisse. Die haben wir zwar noch nicht offiziell, aber es deutet in der Tat doch auf eine massive Belastung mit Quecksilber hin als ein Faktor", sagte der Leiter der Umweltverwaltung im Kreis Märkisch-Oderland, Gregor Beyer, am Freitagmorgen im RBB-Inforadio. "Ob das der alleinige ist, wissen wir nicht."

Die These, dass zu wenig Sauerstoff die Ursache für das Fischsterben sein könnte, habe die Kreisverwaltung von Anfang an verworfen. "Mittlerweile wissen wir das auch", sagte Beyer. "Wir haben, völlig ungewöhnlich, sogar mehr Sauerstoff in der Oder."

Über die Herkunft des Quecksilbers oder anderer Giftstoffe werde momentan viel spekuliert, sagte Beyer. "Der ganz ärgerliche Teil dieser Sache ist, dass die Einträge, die offensichtlich aus Richtung Polen kamen, nicht gemeldet wurden über die entsprechenden Warnsysteme, so dass wir erst reagieren konnten, als ein Fischsterben direkt zu beobachten war."

Nach Angaben der polnischen Umweltschutzbehörde wurde das Fischsterben wahrscheinlich von einer Wasserverschmutzung durch die Industrie ausgelöst. Die stellvertretende Leiterin der polnischen Umweltbehörde, Magda Gosk, sagte am Donnerstag: "Alles deutet darauf hin, dass die Verschmutzung der Oder, die zum Sterben zahlreicher Fische geführt hat, industriellen Ursprungs sein könnte." Die Umweltbehörde versuche mit Drohnenüberflügen potenzielle Verschmutzungsquellen aufzuspüren und festzustellen, wie der Zustand des Flusses sei. Man untersuche, um welche Substanz es sich handelt und "vor allem, wer diese Substanz wo in die Oder eingeleitet hat", sagte Gosk weiter.

Dazu sagte Beyer: "Wir wissen durch verschiedene Messungen, die wir sofort erheben konnten, dass eine 30-Zentimeter-Wasserwelle durch die Oder gegangen ist." Er fügte hinzu: "Ob das die Welle ist, die auch diese Giftstoffe mitgeführt hat, wissen wir noch nicht hundertprozentig."

Der Chef der polnischen Wasserbehörde, Przemyslaw Daca, sagte am Donnerstag, Mitarbeiter seiner Behörde, Angler und freiwillige Helfer hätten insgesamt zehn Tonnen verendeter Fische geborgen. "Das zeigt, dass wir es mit einer gigantischen und entsetzlichen Umweltkatastrophe zu tun haben."

Anfang August hatte das Gewässeramt in Wroclaw (Breslau) mitgeteilt, dass der hohe Sauerstoffgehalt im Wasser von den typischen Sauerstoffkonzentrationen im Sommer abweiche. Es sei möglich, dass eine Substanz mit stark oxidierenden Eigenschaften ins Wasser gelangt sei. Zudem wurde an zwei Stellen die giftige Substanz Mesitylen nachgewiesen. Die örtliche Staatsanwaltschaft ermittelt wegen eines möglichen Umweltdelikts.

In mehreren Regionen in Brandenburg mit Oder-Abschnitten - von der Stadt Frankfurt (Oder) bis in den Kreis Uckermark - wurden tote Fische gefunden. Das betroffene Gebiet weitet sich inzwischen immer weiter aus. Derweil soll die Entsorgung der Kadaver an den Ufern der Oder vorbereitet werden. Die Bevölkerung soll aber nicht selber Kadaver aufsammeln. Sie wird weiter dazu aufgerufen, den Kontakt mit dem Wasser aus der Oder zu meiden.

© G+J Medien GmbH

30 Tage kostenlos testen. Monatlich kündbar.